Coburger Rückert-Preis 2022
Preisträger mit deutlichen Worten gegen den Krieg
Nur wer sich versteht, kann in Frieden miteinander leben. Der Dichter und Orientalist Friedrich Rückert hat das mit den Worten „Weltpoesie allein ist Weltversöhnung“ zusammengefasst. Dieser Gedanke wurde auch bei der Verleihung des siebten Coburger Rückert-Preises immer wieder aufgegriffen. Preisträger Grigor Shashikyan stammt aus Armenien. Er erinnerte auch an den immer wieder heiß werdenden Konflikt zwischen seiner Heimat und dem Nachbarland Aserbaijan. Auch auf Grund dieser Erfahrungen endete seine Dankesrede mit dem Wunsch: Frieden für die Welt.
Jury lobt den Stil des Preisträgers
Das Buch „Jesus‘ Katze“ ist zwei geteilt. Einmal schildert es Erlebnisse und Begegnungen auf den Straßen Jerewans. Zum anderen begleitet es Kinder aus Krisen- und Kriegsgebieten, die zur Behandlung in einem deutschen Krankenhaus sind. Der Untertitel „Erzählungen“ sei ein Trick, so Laudator Ernest Wichner, denn die Themen der Erzählungen würden durch die Schilderungen im Krankenhaus gespiegelt. Und somit sei „Jesus‘ Katze“ doch ein Roman.
Frauen sind im Buch absichtlich unterrepräsentiert
Ein Roman, der einen lebendigen Eindruck vom Leben in Armenien vermittle, beschreibt der 2. Bürgermeister Hans-Herbert Hartan sein Leseerlebnis. In diesem Armenien sei Sexismus ein Problem, fügt Preisträger Sashikyan an. Er habe lange darüber nachgedacht, wie er dieses Thema verarbeite. Seine Lösung: Frauen sind in dem Buch nur eine Randerscheinung, so marginalisiert, dass das Fehlen auffällt. So rückt die Unterdrückung im armenischen Alltag in den Fokus.
Auch Übersetzerinnen werden ausgezeichnet
Auch beim Coburger Rückert-Preis 2022 rückten zwei Frauen in den Mittelpunkt. Erstmals wurden die Übersetzerinnen des ausgezeichneten Buches – Anahit Avagyan und Wiebke Zollmann – ebenfalls mit einem Übersetzerpreis gewürdigt. Eine Übersetzung ins Deutsche ist eine Voraussetzung für den Coburger Rückert-Preis. Somit leistet der Preis nun einen weiteren Beitrag zum gegenseitigen Verstehen – ganz im Sinne des Namensgebers Friedrich Rückert.
Armenische Kulturtage laufen noch weiter
Erstmals begleiteten Kulturtage die Preisverleihung. Hier steht das Heimatland des Preisträgers im Mittelpunkt. Eine Übersicht der Veranstaltungen finden Sie hier. Ein Dank gilt auch der Sparkasse Coburg-Lichtenfels und der Niederfüllbacher Stiftung, die den Coburger Rückert-Preis unterstützten.